DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren by Gordian Robert

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren by Gordian Robert

Autor:Gordian, Robert [Gordian, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Antike, Mittelalter, Rom, Gallien, Merowinger, Franken, Rebellion, Intrigen, Gewalt, Kampf, Historie, historischer Roman, fünftes Jahrhundert, sechstes Jahrhundert
ISBN: 978-3-95520-512-6
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2013-12-08T23:00:00+00:00


Kapitel 13

Dass fränkische Sitte vernachlässigt wurde, konnte am Abend beim Festgelage niemand beanstanden.

Aus dem großen Empfangssaal des Palastes waren die Matratzen und Strohlager inzwischen entfernt worden. Die Ärzte hatten die leichter Verwundeten in die Gefolgschaftsquartiere zurückgeschickt, die Hoffnungslosen, Fiebernden, Sterbenden hatte man in ein Seitengebäude getragen, wo ihr Anblick nicht mehr an eine Schlacht erinnerte, deren Gegner jetzt Kameraden waren. Von der früheren Ausstattung der Empfangshalle, altmodischen Speisesofas und allerlei zierlichem, kunstvoll gearbeitetem Mobiliar, womit der Patricius sichtbar Tradition und römische Gesinnung betonen wollte, war nur noch wenig zu sehen. Es war allerdings auch kaum noch etwas übrig geblieben, das meiste hatte während der nächtelangen Siegesfeiern die Feuer auf dem Palasthof genährt. Jetzt standen lange, schwere Tische aus Eichenholz an beiden Längsseiten des Saals, hinter ihnen ebenso einfache Bänke. Ein etwas kürzerer Tisch war nach altem germanischem Brauch quer und sogar noch auf ein Podest gestellt worden, um den Rang der hier Sitzenden zu betonen. Alles war noch provisorisch und schnell in der Tischlerei des Palastes aus rohen Brettern zusammengehämmert. Nur die Sitzmöbel hinter dem Mitteltisch stammten noch aus dem alten Bestand – der hohe Armsessel für den König, auf dem der Patricius gethront hatte, und links und rechts davon eine Reihe von Klappstühlen und gepolsterten Hockern. Natürlich erinnerten auch die Säulen und Pfeiler, die schon etwas verblichenen Wandgemälde und der während der letzten Turbulenzen stark beschädigte Mosaikfußboden an das alte Regime. Doch diese Mischung aus morbider römischer Kunst und urigem germanischem Brauchtum war so typisch für alle Erscheinungen dieser Zeit des Umbruchs und Übergangs, dass sie für selbstverständlich genommen wurde.

Gemischt war auch die Gästeschar an den langen Tischen. Ursio, der Seneschalk, hatte zwischen den Franken der Tournaier Gefolgschaft auch Burgunder und Alamannen plaziert, die in den übernommenen Truppenteilen niedere Ränge bekleideten. Zwei Tribunen, vornehme Galloromanen, saßen sogar vorn am Tisch des Königs.

Diese Gäste waren allerdings klar in der Minderzahl, entsprechend dem Stand der Übernahme der früheren Einheiten in die Frankenarmee. Noch konnte man ja der Loyalität der Legionäre nicht völlig sicher sein. Es war ihnen auch untersagt, in der Festhalle mit Waffen zu erscheinen, nur kleine Messer zum Zerteilen der Speisen waren erlaubt. Die Franken dagegen kamen im vollen Waffenschmuck, legten die Schwerter und Äxte neben sich auf die Bänke und stellten die Speere und Lanzen zu Pyramiden zusammen.

Ein markschütterndes, fröhliches Gebrüll begrüßte den König, seine Frau und seine Schwestern, als sie die Halle betraten. Fäuste trommelten auf die Tischplatten, Schwerter wurden klirrend gegeneinandergeschlagen.

Mit sicherem Sinn für seine neue, der früheren nicht mehr vergleichbaren Stellung hatte Chlodwig schon begriffen, dass er nicht mehr nur einfach da sein durfte, sondern dass er auftreten musste. Die Zeit der fröhlichen Kumpanei mit den Altersgenossen seiner Gefolgschaft war rasch und plötzlich zu Ende gegangen. Neben ihm gab es jetzt niemanden mehr, alles stand hinter und unter ihm.

Von den Hofschneidern des Syagrius hatte er sich nach eigener Anweisung einen lang fließenden Mantel von Purpurgewebe machen lassen. Er sollte dem des Herrschers auf dem Wandbild im Schlafgemach ähneln, und so hatte er die beflissenen Schneider sogar dorthin geführt, damit sie ihr Vorbild studierten.



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